Das Schmusetier auf dem Teller

Puten, also Truthähne/hennen, gehören zu den am meisten unterschätzten Tieren. In unserem Sprachgebrauch ist die „dumme Pute“ allgegenwärtig. Noch dazu entsprechen Puten auf den ersten Blick nicht unserem gängigen Schönheitsideal und erfüllen auch nicht das von uns als niedlich empfundene Kindchenschema. Zeit, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und das wahre Gesicht des Truthahns zu zeigen.

Der ursprüngliche Puter, der noch in freier Wildbahn lebte, galt ehemals als eins der am schwierigsten zu erlegenden Tiere. Aufgrund ihrer extrem starken Sehkraft erkennen Puten kleinste Bewegungen und Veränderungen in ihrem vertrauten Terrain, sodass sie Jäger fast immer früh genug entdecken und so entkommen können. Zudem kennen die schlauen Vögel ihr Revier (welches bis zu vier Quadratkilometer umfassen kann) in- und auswendig und zeigen einen enormen Orientierungssinn.

Puten führen innerhalb ihrer Gruppe ebenso beständige wie langfristige Beziehungen. Dabei sind sie keineswegs Einzelkämpfer. Gerät die Gruppe durch einen Beutegreifer in Gefahr, verteidigen sich die Tiere gegenseitig. Zudem kommunizieren sie mit gut 20 verschiedenen Lauten und können sich so gegenseitig vor drohenden Gefahren warnen oder auch auf gutes Futter aufmerksam machen. Das „für einander kämpfen“ zeigt sich oft positiv in Hobbyhaltungen, in denen Puter mit Hühnern leben und diese ebenso gegen Habicht und Co verteidigen wie ihre Artgenossen. Sogar als Schlichter zwischen kämpfenden Hähnen wurden Puter schon beobachtet.

Dieses empathische Verhalten zeugt davon, dass Puter in der Lage sind, sich in andere herein zu versetzen, Empfindung anderer zu verstehen, also ein Gefühl das eigene „Ich“ genauso zu haben wie das für andere. Das führt dazu, dass sich Puter auch gerne an Menschen binden. Haben sie einmal Vertrauen gefasst und mögen sie „ihren“ Menschen und begrüßen ihn lautstark und oft sogar mit einer regelrechten Umarmung.

Puten verspüren Emotionen wie Angst, Stress, Freude und Aufregung. Und dabei kommt gerade in der Massentierhaltung ihr Gespür für ihre Artgenossen leider oft sehr traurig zum Vorschein. Ist eins der Tiere krank oder verletzt, zeigen sie sich besorgt und empathisch.  Stirbt ein Tier, geraten die anderen in einen emotionalen Ausnahmezustand und können dadurch im schlimmsten Fall ebenfalls sterben.

Und so sollten wir unser Verhalten und unseren Konsum dringend überdenken. Wenn wir Hunde und Katzen nicht essen, weil wir ihre Verbundenheit zum Menschen schätzen, warum erlauben wir uns dann Puter zu essen? Aufgrund unserer Gesellschaft, haben Puten nur selten die Chance, ihre Nähe zum Menschen zu zeigen. Wir verweigern ihnen ein artgerechtes Leben und quälen sie stattdessen in riesigen Hallen bis zu ihrem elendigen Tod beim Schlachter und verkennen oder verdrängen dabei, dass wir ein Schmusetier auf unserem Teller haben.

Zudem ist ihr Verzehr gesundheitlich oft äußerst bedenklich, denn Putenfleisch kann mit antibiotikaresistenten Keimen belastet sein, da diese in der konventionellen Massentierhaltung häufig als Ersatz für eine artgerechte Haltung eingesetzt werden. Der häufige Einsatz fördert die Bildung antibiotikaresistenter Keime, die sich rasend schnell innerhalb der Ställe ausbreiten. Der Einsatz dieser Medikamente tatsächlich legal und es gibt keine gesetzlichen Grenzwerte für Keime im Fleisch, was das Risiko für Verbraucher erhöht, diese Keime über das Fleisch aufzunehmen. Viele dieser Keime können auch das Braten überstehen und bei Menschen zu Infektionen führen, gegen die herkömmliche Antibiotika unwirksam sein können.

Fazit: Mund zu, Herz auf! Genau wie jedes andere Tier oder tierische Produkt, gehören Puter nicht auf unseren Speiseplan.