Puten – die großen Geschwister unserer Hühner

Die aus Amerika stammende Pute ist die domestizierte Form des Truthuhns. Sucht man im Internet nach Informationen zu diesen stolzen und besonderen Tieren, scheinen sie nur einen Zweck zu erfüllen: Lebensmittel- bzw. Fleischerzeugung. Vieles, was über diese Tiere gesagt und geschrieben wird, hat lediglich mit ihrer Zubereitung als Fleischgericht zu tun und reduziert die klugen Tiere zu Fleischlieferanten.

Dabei ist die Pute ein sehr soziales, neugieriges, bewegungsfreudiges, zutrauliches und interessantes Wesen, welches extrem unterschätzt wird. Mit ihren fröhlichen Lauten, ihrem faszinierenden Kopfschmuck und einem ausgeprägten Spieltrieb ist sie ein ganz besonderer Vogel, auch wenn so manch einer sie hässlich findet.

Tatsache ist, dass fast alle Puten lediglich dem Zweck der Mast dienen. Nur wenige haben sie bisher als freundliches und zutrauliches Haustier entdeckt, welches ohne Probleme auch im Garten gehalten werden kann, ohne letztendlich verspeist zu werden.

So fristen fast alle in Deutschland lebenden Puten ihr Dasein in Betrieben der Geflügelindustrie. Dabei handelt es sich zu 97% um die Hybridzuchtlinie B.U.T.6 oder auch Big 6 genannt, wobei es weltweit nur drei Zuchtunternehmen gibt, die Hybridputen auf dem Markt anbieten und den genetischen Pool der Putenwirtschaft kontrollieren.

Die tierschutzrelevanten Aspekte bei Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung sind mit denen der Masthühner zu vergleichen und unter Tierschutzaspekten als extrem problematisch einzustufen.

Die Hybridputen sind auf schnelles Wachstum und einen großen Brustmuskel gezüchtet, woraus sich zahlreiche körperliche Probleme für die Tiere ergeben.

Gemästet werden männliche und weibliche Tiere, die in großen Hallen mit tausenden Artgenossen, ohne Auslauf, nach Geschlecht getrennt, leben. Die Mastdauer beträgt bei weiblichen Tieren ca. 15-17 Wochen und bei männlichen Tieren 19-22 Wochen.

Wie in der konventionellen Nutztierhaltung üblich, spielen die Bedürfnisse und das artspezifische Verhalten der Puten keine Rolle. Die Puten und Puter leben in einer viel zu hohen Besatzdichte, sie sind ständigem Dauerstress ausgesetzt und erfahren aufgrund der Zucht, Mast und Haltung extrem hohe körperliche Leiden und Schäden. Natürliches Sozialverhalten, Ruheverhalten, Körperpflege, Nahrungssuche und Bewegungsbedürfnisse wie Laufen, Flattern oder Rennen: Fehlanzeige!

Am Ende dieser Prozedur erfolgt dann der Transport zum Schlachthof und die Schlachtung der Puten, die zahlreiche weitere tierschutzrelevante Fragen aufwirft.

Im Jahr 2019 wurden 34,2 Millionen (34 226 003) Puten von insgesamt 703,3 Millionen Geflügeltieren (Hühner, Enten, Gänse, Puten, Strauße, Perlhühner, Fasane, Tauben) geschlachtet. (Quelle: Statistisches Bundesamt BRD).

Weitere Infos rund um das Thema Puten in der Geflügelindustrie siehe Albert Schweitzer Stiftung oder SOKO-Tierschutz.