Licht und Schatten im September…
Wie weit die Ansichten und Tierschutzgedanken bei Betreibern von Legebetrieben auseinandergehen, konnten wir bei der vergangenen Rettung live erfahren.
Um die gut 700 September-Hühner zu retten, waren wir mit zwei Teams in zwei unterschiedlichen Betrieben unterwegs. Es soll im Folgenden nicht um das Anprangern eines bestimmten Betreibers gehen, daher sind unsere Berichte auch in den meisten Fällen anonymisiert, wir möchten euch einfach zeigen, dass es auch in der Industrie „sonne und solche“ gibt, wie man am Niederrhein so schön sagt .
Ein Team traf zu früh morgentlicher Stunde vor Ort den Betreiber und dieser hatte sogar den auszustallenden Mobilstall schon perfekt mit seinem Zugwagen so nah wie möglich an unseren dort parkenden Transporter gezogen. Seine Freude darüber, dass seine Hennen an diesem Tag nicht den Weg zum Schlachter antraten, sondern ihre wohlverdiente Hühnerrente künftig als geliebte Haustiere in Privatgärten genießen sollten, zeigte sich während der gesamten Aktion in seiner tatkräftigen Unterstützung.
Aus diesem Stall konnte unser Team 244 Hennen mitnehmen, von denen drei als Pflegies eingestuft wurden. Zwei davon befinden sich auf dem Weg der Besserung und werden sicher bald ihr neues Leben genießen können. Für eine Henne kam leider jede Hilfe zu spät, sie wurde während ihrer Bauch-OP erlöst, da der Legedarm durch verwachsene, bösartige Tumore schon so weit zerstört war, dass der Tierarzt kein Wunder mehr für sie vollbringen konnte.
Das andere Team war ebenfalls bereits um 4.30 Uhr vor Ort, jedoch alleine, da der betreffende Betreiber sich herzlich wenig für den Verbleib seiner Tiere interessiert. Außerdem hatte er einige Vorbereitungsarbeiten „vergessen“, sodass das Team vor einem Stall stand, der zwar auch bewegt worden war, aber tatsächlich so, dass die Wege insgesamt nicht nur weiter und unpraktischer waren, sondern so, dass mit Hilfe eines Allrad-Fahrzeugs unseres Teams regelmäßig mit einem Shuttle-Service gefahren werden, musste, um den fußläufigen Transport der Transportkisten über 100 Meter über ein matschiges, verschlammtes Feld zu vermeiden.
Durch weitere Versäumnisse gab der Betreiber uns abschließend das Gefühl, dass er den „verrückten Hühnerstreichlern“ das Leben einfach so schwer wie möglich machen wollte. Trotzdem haben wir es natürlich geschafft. 469 Hennen, vier Pflegies und drei Gockel (einer davon aus besagtem Stall) konnten in ihr neues, glückliches Leben gebracht werden. Eine kleine Henne wurde als erste gerettet, sie war nicht etwa im Stall, sie hatte die gesamte Nacht unter dem Stall, neben ihrer toten Freundin gesessen und wurde zum Glück im Licht der Kopflampen unseres Teams direkt und entdeckt. Nach ein paar Schmuseeinheiten auf Kerstins Arm war die Welt für das kleine Hühnchen in Ordnung, sodass es nun auch fröhlich in einer Hühnerschar die gewonnene Freiheit genießt.
Insgesamt konnten am 28. September 719 Hennen und drei Hähne gerettet werden.
Und das, das können wir gar nicht oft genug betonen, nur dank eurer tatkräftigen Unterstützung. Liebe Adoptanten, Helfer und Unterstützer, wir sind euch unendlich dankbar, dass ihr immer wieder bereit seid, Hühner aufzunehmen und glücklich zu machen, dass ihr bereit seid, zu unchristlichen Uhrzeiten aufzustehen und an der Rettung teilzunehmen und, dass ihr bereit seid, Pflegies zu nehmen, denen oft nur eine kurze Zeit in Freiheit gewährt ist, sodass die Begleitung auf dem letzten Weg an euch hängen bleibt. Und wenn euch der eine oder andere deswegen als „verrückten Hühnerstreichler“ bezeichnet, nehmt das bitte als Kompliment, denn da wo bei euch ein Herz schlägt, haben viele andere nur Gleichgültigkeit und Egoismus zu bieten.