Die glücklichen 1066 von über 35.000

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Wie schon so oft, lagen bei unserer Rettung am 18. Dezember in Breckerfeld Freude und Leid nah beieinander. In der dortigen Bodenhaltungshalle werden ca. 35.000 Hennen gehalten. Die Halle ist mittig durch eine Gitterwand in zwei Abteile à 17.000 Hennen räumlich geteilt.
Wir durften insgesamt 1050 Hennen und zusätzlich noch 5 Hähne aus privaten Notfällen retten und an liebe Adoptanten weitergeben.

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Allerdings mussten wir 16.000 Hühner im Stallabteil zurücklassen, welche zwei Tage später zur Schlachtung ausgestallt wurden. In einem solchen Fall ist es ein leichtes, den Besitzer der Anlage an den Pranger zu stellen. Das ist aber falsch und keinesfalls der richtige Weg, das System zukünftig zu verbessern. Vielmehr sind wir alle gefragt, etwas zu verändern. Das fängt beim Verbraucher an, der seine Kaufentscheidungen kritisch hinterfragen sollte, geht über die Industrie, die ihre Produktion in naher Zukunft umstrukturieren muss und endet am wichtigsten Punkt, nämlich der Politik, die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion wieder rentabel und umwelt- sowie vor allem tierfreundlich gestalten muss. Zukunft und Wandel geht einfach alle an.
So, genug Politik, kommen wir zu den Fakten. Herr Baumeister, der Betreiber der Bodenhaltung, war so freundlich, uns kostenlos 1050 Hennen zu überlassen.

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Diese stallten wir nachmittags zur Ruhezeit der Hühner aus. Die Hennen waren bereits im Schlafmodus und ließen sich problemlos einfangen. Natürlich sind bei einer solchen Zahl auch ein paar „Pflegies" dabei und so wurden einige Hühner in Einzelboxen gepackt und entweder auf Pflegestellen gebracht oder am folgenden Montag in den jeweiligen Tierarztpraxen vor Ort vorgestellt, um dort im Bedarfsfall operiert zu werden. Eine Henne musste leider direkt am Samstagabend von Dr. Tüllmann erlöst werden. Sie hatte einen riesigen, verstopften Kropf und den Stoffwechsel bereits eingestellt. Wir hatten ein Huhn eingefangen, welches den Sterbemodus bereits unumkehrbar eingeleitet hatte, sodass unsere Doc Tülli der Kleinen den Weg nur noch erleichtern konnte. Eine weitere Henne starb am Montag unmittelbar nach einer aufwendigen Operation, bei der alte Schichteier, Flüssigkeit und Zysten entfernt wurden. Zuerst wirkte sie fit und lebensfroh, aber nach einigen Stunden ging es leider steil bergab.
Die schönste Geschichte lieferte uns „Blume". Die kleine, viel zu leichte Henne kam in Mönchengladbach an und wir fragten uns: „Sollen wir kämpfen oder lassen wir sie friedlich sterben?". Sie bestand nur aus Haut und Knochen, war blass und ihr war kaum ein Lebenszeichen zu entlocken. Als Sandra sie auf den Schoß nahm, ließ sich die Kleine jedoch hinreißen, nach ihr zu beißen. Und wer beißen kann, kann auch um sein Leben kämpfen, also haben wir ihr Flüssignahrung eingegeben und sie in eine Wärmebox gelegt. Nach einigen Stunden zeigte sich, dass der Stoffwechsel lief, denn was wir vorne reingetan hatten, kam hinten wieder raus. Also haben wir nachgelegt und der kleinen Henne weitere Nahrung eingegeben. Dabei hatte Janina sie auf dem Schoß und war direkt derartig verliebt, dass sie die Henne nicht nur spontan adoptierte, sondern ihr auch den Namen „Blume" gab. Inzwischen erhalten wir Fotos und Videos von Blume, die jeden Tag ein bisschen mehr aufdreht und einen Raketenstart in ihr neues, freies Hühnerleben hinlegt.

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Ein weiteres Dankeschön an Herrn Baumeister und seine Mitarbeiter ist dem Umstand geschuldet, dass sie uns am Dienstag nach der offiziellen Ausstallung anriefen und berichteten, dass der Trupp des Schlachttransports einige Hennen „übersehen" habe und diese durch die leere Halle laufen. Wir könnten diese noch abholen. Dazu muss gesagt werden, dass das vollkommen normal ist, grundsätzlich bleiben Hennen nach beinahe jeder Ausstallung zurück und fallen im schlimmsten Fall, wenn Betreiber unaufmerksam sind, den Reinigungsmaschinen zum Opfer. Unser Robert sauste nach dem Anruf sofort los und konnte weitere 16 Hennen abholen, die teilweise noch an Adoptanten gingen und teils einfach bei Robert blieben. So hat jedes von uns ausgestallte Huhn ein Lebensplatz gefunden und darf ab jetzt seine wohlverdiente Hühnerrente genießen.
Liebe Adoptanten, Unterstützer und Freunde, wie so oft, bleibt uns zum Schluss nur zu sagen, dass das alles ohne Euch nicht möglich wäre. Bleibt wie Ihr seid! Macht weiter so, macht Hühner und andere Lebewesen glücklich und rutscht gut in ein neues Jahr. 2022 warten viele Hennen und Hähne auf uns alle, die ihre Hoffnung auf ein gutes Leben in uns setzen. Die Tiere brauchen Euch, also erholt Euch gut und genießt die schönen Feiertage.

Die tierliebsten Grüße
Eure Hühnerrettung NRW e.V.