Thanksgiving – das große Leiden der Truthähne und Puten

In Amerika wird im November Thanksgiving gefeiert. Zu diesem Fest wird traditionell Truthahn bzw. Pute gegessen. Wie Halloween und andere Feiertage aus den USA wird diese Tradition immer häufiger auch nach Europa importiert. Doch nicht nur Thanksgiving, sondern auch das vermeintlich gesunde und wenig Fett enthaltende Fleisch lassen die Schlachtzahlen von Puten und anderem Geflügel in die Höhe steigen. Dabei werden diese bezaubernden Tiere hier in Europa sowie in den Vereinigten Staaten, wo es noch weniger Tierschutzbestimmungen gibt, unter grausamen Umständen „produziert“, aufgezogen, gemästet, transportiert und geschlachtet. Viele halten sie für hässliche Tiere, doch das relativiert sich schnell, wenn man sie erst mal persönlich kennenlernt und genau hinsieht:

Puten – die großen Geschwister unserer Hühner

Die aus Amerika stammende Pute ist die domestizierte Form des Truthuhns. Sucht man im Internet nach Informationen zu diesen stolzen und besonderen Tieren, scheinen sie nur einen Zweck zu erfüllen: Lebensmittel- bzw. Fleischerzeugung. Vieles, was über diese Tiere gesagt und geschrieben wird, hat lediglich mit ihrer Zubereitung als Fleischgericht zu tun und reduziert die klugen Tiere zu Fleischlieferanten.

Dabei ist die Pute ein sehr soziales, neugieriges, bewegungsfreudiges, zutrauliches und interessantes Wesen, welches extrem unterschätzt wird. Mit ihren fröhlichen Lauten, ihrem faszinierenden Kopfschmuck und einem ausgeprägten Spieltrieb ist sie ein ganz besonderer Vogel. Tatsache ist, dass fast alle Puten lediglich dem Zweck der Mast dienen. Nur wenige haben sie bisher als freundliches und zutrauliches Haustier entdeckt, welches ohne Probleme auch im Garten gehalten werden kann, ohne letztendlich verspeist zu werden.

Zahlen und Fakten:

Im Jahr 2022 wurden 30,5 Millionen (30.526.016) Puten von insgesamt 701,4 Millionen Geflügeltieren (Hühner, Enten, Gänse, Puten, Strauße, Perlhühner, Fasane, Tauben und Wachteln) geschlachtet. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

 

 

 

 

 

 

So fristen fast alle in Deutschland lebenden Puten ihr Dasein in Betrieben der Geflügelindustrie. Dabei handelt es sich zu 97% um die Hybridzuchtlinie B.U.T.6 oder auch Big 6 genannt, wobei es weltweit nur drei Zuchtunternehmen gibt, die Hybridputen auf dem Markt anbieten und den genetischen Pool der Putenwirtschaft kontrollieren.

Die tierschutzrelevanten Aspekte bei Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung sind mit denen der Masthühner zu vergleichen und unter Tierschutzaspekten als extrem problematisch einzustufen. Die Hybridputen sind auf schnelles Wachstum und einen großen Brustmuskel gezüchtet, woraus sich zahlreiche körperliche Probleme für die Tiere ergeben.

Gemästet werden männliche und weibliche Tiere (nach Geschlecht getrennt), die in großen Hallen mit tausenden Artgenossen, ohne Auslauf leben. Die Mastdauer beträgt bei weiblichen Tieren ca. 15-17 Wochen und bei männlichen Tieren 19-22 Wochen.

Wie in der konventionellen Nutztierhaltung üblich, spielen die Bedürfnisse und das artspezifische Verhalten der Puten keine Rolle. Die Puten und Puter leben in einer viel zu hohen Besatzdichte, sie sind ständigem Dauerstress ausgesetzt und erfahren aufgrund der Zucht, Mast und Haltung extrem hohe körperliche Leiden und Schäden. Natürliches Sozialverhalten, Ruheverhalten, Körperpflege, Nahrungssuche und Bewegungsbedürfnisse wie Laufen, Flattern oder Rennen: Fehlanzeige!

Am Ende dieser Prozedur erfolgt dann der Transport zum Schlachthof und die Schlachtung der Puten, die zahlreiche weitere tierschutzrelevante Fragen aufwirft. Dazu braucht man sich nur den sogenannten „Wiesenhof-Skandal“, der vor einigen Jahren aufgedeckt wurde, nochmals vor Augen führen. Im Filmmaterial waren schwerste Verstöße gegen den Tierschutz zu sehen. Nicht nur brutalste Ausstallungs-Methoden, sondern Mitarbeiter, die die Tiere während der Mast absichtlich quälten, indem sie auf sie drauf sprangen oder sich bäuchlings in die Menge der Tiere warfen, um möglichst viele zu verletzen. Und so, wie es eben solche extremen Verstöße nicht nur beim genannten Aufzucht-Betrieb für Mast-Hühner gibt, so gibt es die gleichen Verstöße nicht nur in anderen Hühner-Betrieben, sondern auch bei anderem Geflügel wie Puten, Enten usw.

Tipps und Infos

  • Unser Tipp für diejenigen, die Thanksgiving feiern möchten: Mit Gemüse und Vegie Hack gefüllter Kürbis aus dem Ofen.
  • Weitere und detailliertere Infos rund um das Thema Puten in der Geflügelindustrien siehe Albert Schweitzer Stiftung.
  • Empfehlung/ Doku Tipp: Die verborgene Welt der Turboputen (ARD Mediathek)

 

Tilda, Ludmilla und Polina - unsere Patenputen

Hast Du selbst nicht die Möglichkeit Tiere zu halten? Oder suchst ein besonderes Geschenk. Dann kannst Du über Hühnerrettung NRW e.V. eine Patenschaft für eines unserer geretteten Tiere übernehmen. Mit einer Patenschaft sicherst Du einem geretteten Tier sein glückliches Zuhause. Unsere Tiere werden liebevoll versorgt und leben ihren Bedürfnissen entsprechend, ein artgerechtes, natürliches Leben. Ihre medizinische Versorgung ist gesichert.

Puten sind Klasse! Das wissen nur zu wenige!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto 1 + 3:  Animal Welfare Foundation (www.animal-welfare-foundation.org)